AKTIONSKODEX

Es ist Zeit, die wesentliche Rolle der industriellen Landwirtschaft in der Klimakrise anzuerkennen. Sie verursacht sowohl enorme Treibhausgasemissionen als auch Landnutzungsänderung und ist auf riesige Mengen Energieverbrauch und Monokulturen angewiesen. Wir wollen die soziale und ökologische Zerstörung dort aufhalten, wo sie stattfindet und die brüchige Rechtmäßigkeit der industriellen Landwirtschaft niederreißen.

Free the Soil Aktionskodex

Jede*r, die diesen Kodex annimmt, ist eingeladen, an der Free the Soil – Aktion und dem gleichnamigen Camp teilzunehmen.

Im September 2019 werden wir kollektiv die große YARA Stickstoff-Kunstdüngemittelfabrik in Brunsbüttel, Norddeutschland, blockieren, um die üblichen Geschäftsabläufe zu unterbrechen und zu zeigen, dass Widerstand fruchtbar ist. Bei der Aktion massenhaften zivilen Ungehorsams nutzen wir unsere Körper und unsere gemeinsame Entschlossenheit, um die vor uns liegenden Hindernisse zu überwinden und eine von Europas größten Stickstoff-Kunstdüngemittelfabriken stillzulegen. Wir glauben, dass direkte Aktion notwendig ist, um die eskalierende Klimakrise aufzuhalten.

Wir müssen das Ruder selbst in die Hand nehmen und jenseits von öffentlichem Protest und politischen Verhandlungen handeln, um gegen das nach Profit strebende kapitalistische System zu handeln, das unseren Planeten zerstört. Durch unseren Aktion werden wir die gefährliche Macht von Firmen wie YARA konfrontieren, die jeglicher echter Lösung im Weg stehen, und sie als Klima-Zerstörer bloßstellen.

Jede*r, die an der Aktion teilnehmen und zu ihr beitragen möchte und den Aktionskodex annimmt, ist eingeladen, mitzuwirken, zum Beispiel durch die Beteiligung an Blockaden, das Verbreiten der Botschaft des Protests oder das zur Verfügung Stellen von essentieller Aktionsinfrastruktur. Alle Teilnehmer*innen sind von gleicher Wichtigkeit, um gemeinsam eine erfolgreiche Aktion zu gestalten. Erfahrung mit ähnlichen Protesten ist nicht notwendig, um teilzunehmen. Während der Tage vor der Aktion werden wir einen Raum für Aktionstrainings, Bezugsgruppentreffen und Aktions-Organisation schaffen, sodass wir uns alle weitgehend sicher und vorbereitet fühlen.

Während der Aktion werden wir uns ruhig verhalten und keine Eskalation verursachen oder Menschen in Gefahr bringen. Wir werden unsere Körper nutzen, um zu blockieren und zu besetzen, während wir kollektiv zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen. Wir werden uns durch oder um Polizei- beziehungsweise Unternehmens- Barrieren herum bewegen und werden uns nicht provozieren lassen. Unsere Aktion wird ein Bild von Vielfalt, Kreativität und Offenheit sein. Unsere Aktion ist nicht gegen YARA- Mitarbeiter*innen, Auftragnehmer*innen oder die Polizei gerichtet. Die Sicherheit derer, die an der Aktion teilnehmen, der YARA- Mitarbeiterinnen und aller Beteiligten hat für uns höchste Priorität. Wir werden uns gut auf sichere Routen vorbereiten und kein lebensgefährdendes Gelände betreten. Wir werden uns umfangreich über die Sicherheitsregulierungen, die mit Industriegebieten einhergehen, informieren.

Wir erkennen das Recht aller, so Widerstand zu leisten, wie sie es als angemessen erachten, an und unterstützen eine Diversität der Aktionsformen. Wir respektieren autonome Aktionen gegen die industrielle Landwirtschaft und YARA, die eine angemessene Menge Zeit und Raum von der Massenaktion und dem Camp nehmen. Dies soll einen möglichst sicheren Raum herstellen, damit Menschen an der Massenaktion und dem Camp teilhaben können.

Wir kommen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren. Gemeinsam übernehmen wir Verantwortung für das Gelingen der Aktion. Wir wollen eine Situation schaffen, die für alle Teilnehmenden transparent ist und in der wir aufeinander achten und uns unterstützen. Mit unserer Aktion möchten wir eine Aktionskultur schaffen, wo die Teilnahme nicht davon abhängt, welche Körper wir haben, sondern von unserer kollektiven Entschlossenheit. Unsere Erfolge sind die Ergebnisse unserer gemeinsamen Anstrengungen, nicht die heroischer Einzelhandlungen. Wir wollen einen möglichst sicheren Raum schaffen, wo wir uns selbst in Aktionen herausfordern, indem wir eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung herstellen. Wir erkennen an, dass hierarchische und unterdrückende Gesellschaftsstrukturen überall anwesend sind, auch in unserer Bewegung, und wir wollen diese Strukturen kollektiv infrage stellen, um unsere Gemeinschaft und die Klimabewegung für mehr Menschen zugänglich zu machen. Wir müssen daran denken, dass wir danach streben, die Alternativen zu leben und nicht nur über sie zu reden. Wenn wir bewusst feministische, anti-rassistische, anti-ableistische, queere und Klassenperspektiven in unsere Bewegung integrieren, können wir sie stärker werden lassen. Während wir unsere eigenen Gemeinschaften des Widerstands aufbauen, ist es unser Ziel, soziale Unterdrückungs- und Machtstrukturen herauszufordern, die unsere Gesellschaften formen und einige der Ursachen für den Klimawandel sind. Wir müssen neue Arten der Inklusion und des Bewusstseins praktizieren – indem wir unsere Handlungen und Gemeinschaften auf dieselbe Weise gestalten wie die Zukunft, für die wir kämpfen.

In unserer Aktion sind wir solidarisch mit denjenigen, die von der sozialen und ökölogischen Zerstörung betroffen sind, welche durch das System der industriellen Landwirtschaft hervorgerufen wird. Alternativen zur industriellen Landwirtschaft werden bereits von starken Kleinbäuer*innen – Bewegungen auf der ganzen Welt ausgeübt. Wir sind solidarisch mit den Kleinbäuer*innen und Bewegungen, die echte Lösungen hervorbringen.

BEFREIEN WIR DIE BÖDEN VON DER INDUSTRIELLEN LANDWIRTSCHAFT