Camp Kodex

Als Teil unseres Kampfes für Klima- und Agrargerechtigkeit und gegen das kapitalistische System, wollen wir unsere Aktionen und Gemeinschaften auf dieselbe Weise gestalten, wie die Zukunft, für die wir uns einsetzen. Zusammen wollen wir Verantwortung übernehmen und ein schönes und gemütliches Camp mit einer transparenten Atmosphäre, Gemeinschaftlichkeit und Unterstützung kreieren. Wir erkennen, dass hierarchische und unterdrückende Strukturen in unserer Gesellschaft allgegenwärtig sind, auch in unserer Bewegung. Wir wollen diese Strukturen herausfordern, um unsere Gemeinschaft und die Klima- und Agrarbewegung zugänglicher für viele Menschen zu machen. Wir sollten danach streben, Alternativen zu leben und neue Wege des Lebens, Arbeitens und Träumens zu entwickeln.
Wir wollen das Klima- und Gerechtigkeitscamp als einen kollktiven Ort, an dem wir wachsen, lernen und enger zusammenwachsen können. Wir wollen, dass es allen möglich ist, an der Struktur und Aufrechterhaltung des Camps mitzuwirken. Jede*r ist eingeladen, sich einer Arbeitsgruppe anzuschließen. Wir haben diesen Kodex ausgearbeitet als eine Richtlinie, wie wir den gemeinschaftlichen Ort gestalten wollen.

Wir sind inspiriert von den Bewegungen der Kleinbäuer*innen und wir sehen Free the Soil als Teil einer Bewegung für ein besseres Ernährungssystem, das auf Agarökologie und Lebensmittelsouveränität basiert. Free the Soil ist eine Kampagne von Bäuer*innen, Gartenenthusiast*innen, Klimagerechtigkeitsaktivist*innen und Menschen, die von einer befreiten Erde träumen. Und wir ermutigen alle, die sich darin wiederfinden, auf dem Camp dabei zu sein.

Awarenessteam: Während des Camps und der Aktion wird es ein Awareness Team und Zelt geben. Die Idee und Ziel des Teams und Zeltes ist es, eine sichere Umgebung und Raum für alle auf dem Camp zu schaffen. Das Team ist für alle da, die Schwirigkeiten haben. Das kann sein, dass Personen oder Gruppen zu viel Raum einnehmen oder den Raum ungemütlich für dich und andere machen – bitte komm vorbei und teile deine Erfahrung. Auch wenn du einfach nur traurig bist, etwas Zuspruch brauchst und einen ruhigen Ort zum Abhängen. Die Aufgabe des Awareness Teams ist es, zuzuhören und eine respektvolle und vertrauliche Unterstützung zu bieten. Das kann auch beinhalten, die dritte Partei in einem Konflikt zu hören, zu beobachten und bei der Kommunikation zu helfen. Das Awareness-Team wird nie gegen deinen Willen handeln. Das Zelt wird jeden Tag offen sein und wenn es geschlossen ist, dann gibt es eine Person, die kontaktiert werden kann.

Finanzielles: Wir decken die Kosten, um dieses Camp Wirklichkeit zu machen gemeinsam. Wir bitten euch bei der Ankunft oder während des Camps nach eurem eigenen Ermessen zu spenden, dabei wird es einen Richtwert geben, sobald wir einen Überblick über die Finanzen haben. Die Spende ist freiwillig und sollte definitiv niemanden davon abhalten, auf das Camp zu kommen.

Körper: Alle Körper sind wichtig und wir wollen, dass alle am Camp teilnehmen können. Dies gesagt, ist es wichtig zu erwähnen, dass wir uns um Barrierefreiheit bemühen, aber aufgrund der Gegebenheiten nicht garantieren können, dass wir es schaffen, das Camp für alle Menschen zugänglich zu machen. Wenn du da irgendwelche Bedenken und Fragen hast, dann kontaktiere und bitte!

Kleidung: Nicht alle haben das Privileg, ihr Oberteil auszuziehen, ohne dabei ungewollte Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir bitten deshalb alle, ihre Klamotten anzubehalten, wenn du während des Camps an kollektiven Treffen, Vorträgen und Workshops teilnimmst.

Kollektives Leben: Auf dem Camp werden wir eng zusammen leben. Wir kommen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren. Dafür brauchen wir ein besonderes Bewusstsein für die Bereiche, die wir um uns herum kreieren und respektieren gegenseitig unsere Grenzen, physisch und verbal.

Tägliche Aufgaben: Das Camp ist selbstorganisiert. Das bedeutet, jede*r hilft und übernimmt Verantwortung, um ein schönes Camp zu kreieren. Essen machen, Toiletten sauber machen und die Infrastruktur am Laufen zu halten, ist genauso wichtig wie in der ersten Reihe in der Aktion zu sein oder Banner zu malen. Alle Dinge müssen getan werden, um das Camp und die Aktion stattfinden zu lassen.

Familien: Wir wollen, dass das Camp auch für Familien mit Kindern zugänglich ist. Wir planen einen gemütlichen Familien- und Kinderbereich.

Essen: Du entscheidest was du isst – auf dem Camp werden alle die Möglichkeit haben, gemeinschaftlich zu essen. Die Küchenkollektive Die Maulwürfe und Le Sabot bereiten Frühstück, Mittagessen und Abendessen vor. Beide Gruppen machen ökologisches und veganes Essen auf Spendenbasis. Wenn du Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten hast, schick uns im Voraus eine kurze Nachricht (camp-freethesoil(at)riseup.net | PGP) und komm vor Ort beim Infopunkt, um uns Bescheid zu geben.

Gender: Gehe nicht davon aus, dass du das Geschlecht einer Person und das präferierte Pronomen kennst. Manche Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie danach gefragt werden. Wenn du dir nicht sicher bist, versuche das Pronomen zu umgehen oder höre zu, was andere sagen. Wenn du dazu Fragen hast, wende dich gerne an das Awareness Team.

Info-Zelt: Alle wichtigen und praktischen Informationen über das Camp, Infrastruktur, Programm und Aufgaben findest du im Info-Zelt.

Sprache: Das Camp ist bilingual Deutsch und Englisch. Sei dir bewusst, dass viele Leute kein Deutsch sprechen und viele kein Englisch sprechen. Frag immer, ob es eine Übersetzung braucht und erinnere dich daran, langsam und klar zu sprechen – für viele wird die gesprochene Sprache nicht die eigene Muttersprache sein. Sehr spezifische Ausdrücke, implizierte Ausdrücke oder Slang können auch ein Weg sein, Menschen aus einer Konversation auszuschließen. Sei also bewusst wie du sprichst, mach Pausen und höre zu was andere sagen.

Telefone: Lass uns zusammen versuchen, in der realen Welt zu sein und die Aufmerksamkeit auf die Menschen zu richten, die uns umgeben. Die Gemeinschaftsbereiche sollen telefonfrei sein – so reduzieren wir auch die Wahrscheinlichkeit, überwacht zu werden. Auch wenn wir Telefone vermeiden, besteht die Möglichkeit, überwacht zu werden. Wir hoffen, dass das Camp Strom und eine Aufladestation haben wird – dann kannst du dort deine Neuigkeiten checken.

Fotos: Denke daran zu fragen, bevor du Bilder machst, und frage immer, ob du die Bilder auch in sozialen Medien hochladen darfst.

Plenum: Kollektive Informationen und Entscheidungen werden im Plenum diskutiert und entschieden.

Respekt: Wir kommen aus den verschiedensten Hintergründen, haben unterschiedliche Privilegien und Möglichkeiten. Lass uns gegenseitig respektieren, zuhören und über Klasse, Alter, Hintergrund, Geschlecht und Stadt-Land-Leben hinweg treffen.

Rauchen, Alkohol und bewusstseinsverändernde Substanzen: Auf dem Camp wünschen wir uns einen sicheren Ort für Menschen, die an Workshops und Aktionen teilnehmen. Wir wollen bewusst miteinander umgehen, lernen und Ideen entwickeln, um bewusster miteinander umzugehen. Helfe uns, mehr Fokus auf der Politik zu behalten. Wir rufen dazu auf, Workshops, Treffen und Aktionen nüchtern zu besuchen. Die Bar wird um die Abendessenszeit herum Alkohol verkaufen, bitte limitiere die Einnahme von anderen bewusstseinsverändernden Substanzen auf diesen Bereich. Wir wollen, dass alle bewusst mit ihren Nachbar*innen und deren Bedürfnissen umgehen. Nicht jede*r mag es, wenn jemand nebendran raucht. Gehe zu den vorgesehen Bereichen und frag, bevor du konsumierst. Es ist die eigene Entscheidung von jede*r, wenn wir uns gegenseitig respektieren ist für alle Platz da.

Müll: Lass uns kollektiv Verantwortung für unseren Müll übernehmen. Recycle alles, was recycelt werden kann, und hinterlasse keine Spuren.

Weißsein: Die Klimagerechtigkeitsbewegung in Nord-Europa ist generell sehr weiß geprägt. Lass uns diese weiße Norm hinterfragen und herausfordern und damit die Bewegung diverser machen. Wir müssen uns mit impliziten Rassismen in der Bewegung auseinandersetzen, damit der Raum für alle Menschen offen sein kann. Das bedeutet zum Beispiel sich darüber bewusst zu sein, dass wie weiße Menschen handeln eine Form von kultureller Aneignung sein kann und sich andere Menschen damit unwohl fühlen. Des Weiteren bedeutet dies, sich mit Privilegien und Weißsein auseinanderzusetzen und Möglichkeiten zu schaffen, mehr B*POC-Bereiche innerhalb unserer Bewegung zu schaffen.

 

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